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Volles Herz voraus durch Peru & ein lehrreicher Tanz mit dem Ozean

Meine Finger liegen auf den Tasten. Startbereit. Bereit, den Menschen zu erzählen, wie Peru unser Herz berührt hat, von den Wellen des Pazifiks, die uns durchgewaschen, zurückgeworfen und so viel gelehrt haben. Aber die Worte kommen nicht.

Das Herz fühlt, der Kopf zweifelt. Im Herzen ist so viel, im Kopf noch mehr, doch wie sollen diese wenigen Worte auch nur ansatzweise das widerspiegeln, was uns dieses Land und unsere Zeit dort bedeutet? Was es mit uns gemacht hat? Was davor und danach kam? Wie jeder einzelne Moment so wichtig war und doch auch das Ganze zu einem großen Gesamtbild verschmilzt, was in uns eingebrannt ist, mit einer Schönheit und Tiefe, wie es nur das Leben und die Natur zu zeichnen vermag?

Oh, siehe da, ich habe angefangen. Vielleicht ist es wie beim surfen, manchmal muss man einfach probieren. Sich nicht fragen, was die größere Blasphemie daran wäre: es gar nicht  zu versuchen oder zu versagen. 

Einfach probieren. 

Und dann lernen, dass es so etwas wie versagen gar nicht gibt. Das hat mir der Ozean beigebracht. Vor Peru war ich mir da nicht so sicher. Aber ich glaube, ich sollte das ganze wieder auf eine leichtere Ebene bringen, wenigstens zum Anfangen. 

Lass uns über Peru sprechen. Über Großstadtjungel, Nebel, Mangos, Causas und Papas a la Huancaina, Surflehrer und Wüste, gigantische Bergmassive und bunte Muster, Götheinstitute, Salsamusik, Chaos, Liebe, Reisebusse und Ankommen. Los geht’s.

Bunte Straßen in Callao, Peru

In fünf Tagen um die Welt

Unsere Anreise startet in Sri Lanka. Total bescheuert, weil das auf der anderen Seite der Welt liegt, total cool, weil wir unbedingt nach Peru wollen und raus aus Sri Lanka. Die Weiterreise ist endlos und natürlich auch nicht, fünf Tage brauchen wir für unsere Globusumrundung. Wir halten in Kuala Lumpur, verbringen drei Tage in Seoul, der Hauptstadt von Südkorea, in die wir uns Hals über Kopf und total unerwartet verlieben. 

Weiter geht’s nach San Francisco, wo wir in der Vergangenheit ankommen, weil wir nachts die Grenze überfliegen, wo der Tag aufhört und wo er erst anfängt. Komplett übernächtigt, weil wir im Flugzeug nicht schlafen konnten, wanken wir durch Stadt und brechen schließlich auf einer Bank im Flughafencafé zusammen.

30 Stunden wach. Vier Stunden Schlaf müssen reichen, es geht weiter nach Texas, leider haben wir Verspätung und wir gönnen uns einen Halbmarathon durch das verzweigte Flughafengebäude in Houston, um gerade noch rechtzeitig in unsere Sitze zu plupsen. 

Puh, geschafft. Endlich der letzte Flieger, der uns zu unserem lang ersehnten Ziel bringen soll: Lima, die Hauptstadt von Peru.

Ein neues Land, ein neuer Kontinent. Eine andere Welt.

Plaza de Armas, Lima, Peru

Warum eigentlich Peru?

Peru war die ganze Zeit sowas wie der einzige Fixpunkt auf unserer sonst so spontanen Reise. Vor fünf Jahren zog meine Tante Carola nach Lima, um dort die Leitung des Götheinstituts zu übernehmen. Da Peru für einen kurzen Besuch in den Schulferien nicht geeignet war, war klar: wenn ich auf Weltreise bin, werde ich sie endlich besuchen! Und jetzt sind wir hier. 

Millionen von Limas Lichtern ergießen sich unter uns in die Dunkelheit. Kurz vor Mitternacht, wir landen pünktlich; gleiten über das Rollfeld, die Gepäckaufnahme und durch den Zoll, die Aufregung übertrifft die Übermüdung. Wir sind wirklich da!

Dann: der gefühlt größte Luxus der gesamten Weltreise. Carola holt uns vom Flughafen ab, fährt uns entlang der Küste einmal auf die andere Seite der Stadt. Wir fühlen uns fit, quasseln und lachen, aber sie weiß es besser und schiebt uns in ihre Wohnung und bald darauf in das riesige Bett im Gästezimmer. Unser Zimmer. Weiche Kissen. Einschlafen. Ausschlafen. Segen. 

Hibiskusblüten in Lima, Peru

Der Luxus geht weiter

Am nächsten Morgen kommen wir ins Wohnzimmer, was gleichzeitig auch Esszimmer ist und dessen große Fensterfront den Blick auf die Baumkronen eines wunderschönen Parks freigibt. Carola und Felicitas, ihre herzensgute Haushälterin und vermutlich liebenswerteste Person in ganz Peru, stehen schon in der Küche. ‚Saft oder Obstsalat?‘, heißt es, vor ihnen liegen frisch aufgeschnittene Papaya, Ananas und Mangos. 

Wir machen beides. Und Kaffee und Tee, Müsli und frische Brötchen, Marmelade, Käse, Avocados, Rühreier, Joghurt, Müsli und Granola. Adri und ich können nicht mehr, so ein Frühstück hatten wir nicht, seit wir von zuhause weggegangen sind. Und der Knaller: die Brötchen sind echt gut. Sowas haben wir auf der Weltreise noch so gut wie nie erlebt (und Bemerkung am Rande: die gibt’s auch nur in Lima in bestimmten Supermärkten :D).

Wenn ich jetzt in dem Tempo weitermache, werde ich einen Roman über Peru schreiben. Deswegen springe ich ab jetzt etwas mehr, aber dieses Ankommen festzuhalten, war mir wichtig. Es war so schön, in der Fremde sofort zuhause zu sein. Und dieses Gefühl hat unsere gesamte weitere Reise durch Peru geprägt.

deutsches Frühstück in Peru

Lima, die Hässliche?

Zweieinhalb Wochen bleiben wir in Lima. Das war nicht so lang geplant, aber leider fangen wir uns beide eine Mandelentzündung ein und müssen eine Woche das Bett hüten. Ansonsten nutzen wir jeden Tag. 

Schon an unserem ersten Tag in Peru fährt Carola mit uns nach San Bartolo, einem kleinen Surferort vor Lima, wo sie seit drei Jahren jedes Wochenende zum surfen hinfährt. Dort stellt sie uns auch Toño vor, ihren Surflehrer, ebenfalls vermutlich liebenswerteste Person in ganz Peru. Im Laufe der Zeit, wo wir immer wieder nach San Bartolo kommen, wird Toño auch für uns zu einem ganz besonderen Freund, Surf-Guru, Schutzengel im Wasser und Ersatzpapa. Wir waschen uns den Jetlag mit den kleinen, aber feinen Wellen aus den Zellen und platzen fast vor Freude.

Longboard-Wellen in San Bartolo, Peru

Die restlichen Tage genießen wir die großartige Küche in Lima oder kochen und essen zusammen zuhause, fahren mit dem Fahrrad an den Malecon, in das historische Zentrum, zum Götheinstitut oder sind wieder surfen in San Bartolo. Lima, eine Stadt, die von den meisten Reisenden nur als kaum umgehbarer Verkehrsknotenpunkt gesehen wird, gefällt uns total gut. Manchmal ist sie atemberaubend schön, manchmal unfassbar hässlich, aber sie ist immer interessant. Dadurch, dass Carola durch ihre Arbeit so tief in der Kulturszene verankert ist, kann sie uns eine Menge erzählen. Über das Land und die Leute, die Politik und Werte, das Leben und die Eigenheiten der Peruaner. Wir bekommen einen Einblick, den wir auf diese Art kaum in einem anderen Land hatten.

Café in Callao, Peru

Überhaupt ist Peru gnadenlos schön, beeindruckend und so ganz anders, als alles, was wir zuvor gesehen haben. Die endlose Wüstenlandschaft an der Küste, die wilden Strände und Felsen, die entspannte Stimmung und das liebevolle Chaos erobern uns im Sturm. So etwas haben wir noch nie gesehen! Hier sind wir richtig. Hier sind wir glücklich.

Lima Centro Historico, Peru

Reisepläne für Peru

Schließlich zieht es uns doch weiter, denn dieses Land hat noch endlos mehr zu bieten. Nur unsere Art zu reisen hat sich mit der Zeit verändert. 

Man kann ein Land und eine Kultur kennenlernen, indem man wie irre durch die Gegend rennt und sich alles anschaut, was nur geht – oder zumindest das, was alle anderen auch anschauen. Oder man kann still sitzen bleiben und das Leben um sich herum geschehen lassen. Zusehen, lernen und nehmen, was kommt. Bei diesem zweiten Weg sind wir nun angekommen. Und wir haben noch etwas verändert: wir werden nicht viel ‚backpacken‘. Wir wollen einfach nur ans Meer und surfen. Und wie sehr sich das in Peru lohnen wird, ahnen wir noch gar nicht…

Huanchaco Sonnenuntergang, Peru

Mit dem Cruz del Sur Bus fahren wir nach Huanchaco bei Trujillo, ein beliebter Ferien- und Surferort. Nach zehn Tagen einsurfen und herrlichem Essen (denn Huanchaco ist ein beliebter Ort für junge Reisende, das zieht trendy und günstige  Rstaurants an) geht es noch etwas weiter in den Norden, nach Chicama. Surfer werden sie kennen – die längste linke Welle der Welt. An dem kleinen, unscheinbaren Hafenörtchen Puerto Malabrigo soll sich bei guten Bedingungen die Welle 2-4 Kilometer den Sandstrand entlang brechen, laufend wie am Schnürchen. Das klingt zu atemberaubend um wahr zu sein!

Diese Legende wollen wir unbedingt mit eigenen Augen sehen. 

Chicama Lines, Peru Januar 2019

Chicama, die längste Welle der Welt

Um gleich alle Fragen zu klären: nein, wir werden Chicama nicht in seiner legendären Form sehen. Dafür ist der Swell einfach zu klein, im Winter läuft die Welle anscheinend fast täglich.

Aber für uns sind die Bedingungen so perfekt! Ein bis anderthalb Meter kommen täglich rein und das immer noch in einer Menge und Qualität – davon können andere Surfspots nur träumen! Außerdem sind viel weniger Leute im Wasser, die ganzen Surfer kommen hauptsächlich im Winter bei großem Swell. Kleine Wellen, kleine Crowds, win win für uns. Aber die Welle muss man sich verdienen.

Da der Point die meiste Zeit nicht läuft, surfen wir am Cape. Die Welle ist wunderbar sanft und gleichzeitig kraftvoll genug, um einen endlos lange mitzunehmen! Doch um dorthin zu gelangen, muss man erst eine halbe Stunde den Strand entlanglaufen und dann lange auf den perfekten Moment warten, um ins Wasser zu kommen. Denn die Strömung ist heftig und die Sets lang. Doch wenn man dann im Line-Up sitzt – das eigentlich gar kein richtiges Line-Up ist, weil es sich so sehr in der Bucht verteilt, wenn überhaupt mal viele da sind – ist alles vergeben und vergessen. Mit Blick auf die rauen Sandklippen und abgeschiedene Wüstenwildnis warten wir auf die Wellen unseres Lebens. Denn damit kann Chicama dienen. Auch bei kleinem Swell und Onshore-Wind.

Chicama Strand, Peru

Die wunderschönen Sandklippen auf dem langen Weg zum Cape

El Cape from above, Peru

Die Wellen am Cape…

Surfunterricht in Chicama, Peru

Das Meer ist brutal ehrlich

Die längste Welle der Welt zu surfen ist kein Zuckerschlecken. Besonders, wenn man sie nicht surft. Surfen ist für mich eine sehr emotionale Reise und schon auf der ganzen Weltreise gab es Momente, wo ich dachte, ich wäre durchgebrochen. Durch die Kruste von Ängsten, unbewussten Emotionen, Druck und Ansprüchen, die ich mir selbst aufgebaut habe. Nicht absichtlich, natürlich. Aber sie war da. Meine persönliche und spirituelle Entwicklung beim und besonders durch das Surfen ist einen eigenen Blogpost wert. Wenn du einen etwas tieferen Einblick bekommen möchtest, kannst du diesen Post auf Instagram lesen. 

Strand in Chicama, Peru

Die ersten Tage bin ich zur Sicherheit mit dem tollen Surflehrer Junior aus Chicama ins Wasser gegangen.

Kurz gesagt, es war für mich nie einfach. Damit meine ich nichtmal die körperliche Ebene oder die Technik, nein, es ist die mentale Ebene, auf der ich mir extrem selbst im Weg stehe. Ich habe so viel Angst, so viel Druck und so viele Erwartungen. Alles Dinge, die bei so einer intensiven und fordernden Aktivität nicht hilfreich sind. Ich hatte immer schon Angst vor großen Wellen und war noch nie so stark, so mutig, so gut wie alle anderen im Wasser. Ha, Überraschung, denn das sind quasi ausschließlich Männer. 

Ein paar Mal habe ich mich schon gefragt, warum ich es nicht einfach lasse. Warum ich mir das immer und immer wieder antue. Warum ich immer und immer wieder weinend aus dem Wasser komme. Aber irgendwas tief in mir weiß, dass das wichtig für mich ist. Dass es Zeit braucht, aber dass es auch eine der größten Chancen auf dieser Reise für mich ist, um zu wachsen.

Wellen in Chicama, Peru

Loslassen

Die ersten Tage sind lustig, wir gewöhnen uns an die Welle und sind täglich surfen. Aber mit der Zeit schleicht sich wieder die altbekannte Frustration ein. Es mag einfach nicht so klappen, wie ich das gerne hätte. 

Alle anderen Surfer surfen ständig Wellen durch die gesamte Bucht. Auch Adrian. Ich falle ständig zu früh raus und verliere die Welle, habe Armschmerzen vom vielen paddeln, traue mich nicht in die großen Setwellen (die eben durch die ganze Bucht brechen) und habe vor allem das Gefühl: jetzt bin ich schon bei der längsten Welle der Welt, jetzt muss ich sie auch surfen! 

Adri surft in Chicama, Peru

Ich stürze mich hinab in eine endlose Spirale aus Ansprüchen und Frustration und diesmal geraten Adri und ich sogar in einen Streit darüber. Die einzige, die mich versteht, ist Carola. Sie weiß, wie es ist, Angst zu haben, zu ehrgeizig zu sein und sich damit selbst im Weg zu stehen oder nur von starken Männern umgeben zu sein. Unsere Gespräche sind ein kleines Pflaster für meine verletzte Seele.

Aber auch ich merke: so geht das nicht weiter. Das Problem ist, dass ich weiß, was hier falsch läuft – aber ich kann es nicht ändern. Kann ich nicht? Ich kann! 

Ich beschließe, loszulassen.

Ich lasse alle Ansprüche an mich selber los. Erinnere mich daran, wie schön es ist, hier zu sein, wie besonders dieser Ort ist. Wie toll es ist, so fit und gesund zu sein, dass ich überhaupt jeden Tag surfen kann. Wie weit ich trotz allem mit dem Surfen schon gekommen bin. Dass ich nicht jede Welle surfen muss, manchmal reicht es auch, sie einfach anzusehen und zu bewundern.

Ich lasse den Drang los, mich mit anderen im Wasser zu vergleichen. Denn dies ist allein meine Reise. Und wie von allein kehren Dankbarkeit und Frieden in mir ein.

Und ich fühle es: Ich habs geschafft. Ich bin durch.

Wipeout in Chicama, Peru

Die längste Welle meines Lebens

Ich mache einen Tag Surfpause und übe mich daran, mich nicht schlecht zu fühlen, weil alle surfen und ich nicht. Keinen Druck mehr. Nur noch Freude an der Sache. Ich mache Yoga, gehe zum Markt, wir kochen und schauen den Sonnenuntergang an -wie jeden Tag am Meer. Eine neue Leichtigkeit erfüllt mich und mein Herz jubelt. Wir teilen diesen schönen Moment und ich bin unendlich dankbar, Adrian an meiner Seite zu haben. 

Am nächsten Tag gehen wir wieder surfen. Die Wellen haben ein gute Größe, aber als wir ankommen, haben wir trotzdem die gesamte Bucht für uns. Übermütig springen wir ins Wasser, lassen uns von der Strömung nicht unterkriegen und warten auf die Wellen. Das erste Set rollt heran. Ich gucke erstmal, aber Adri stürzt sich in die erste Welle, bekommt sie und schwebt von dannen. Ewig lange beobachte ich seinen Kopf, der sich in einem Fluss mit der Welle hoch und runter bewegt und immer kleiner wird. Ich freue mich für ihn und warte auf das nächste Set. 

Adri surft in Chicama, Peru

Da kommt sie. 

Ich weiß, dass es meine Welle ist. Ich drehe mich um und paddle auf die Stelle zu, wo sie mich mitnehmen wird. Mit jedem Zug werde ich schneller, und als das Wasser mich sanft von hinten hochhebt und anschiebt, haben wir die selbe Geschwindigkeit. Ich drücke mein Brett hinab, springe auf die Füße und sause in das Wellental hinab. Adrenalin und Glücksgefühle schießen durch meinen ganzen Körper, doch ich bemerke es kaum, denn ich bin total im Moment. Gefesselt von dem Gefühl, eins mit der Natur zu sein, dem Bewusstsein der Vergänglichkeit dieses Momentes und der Schönheit der Welle. Gleichmäßig rollt sie vor sich hin, nimmt mich mit und wir beginnen einen gefühlt endlosen Tanz.

Ich surfe und surfe. Keine gewagten Manöver üben, und riskieren, die Welle zu verlieren, sondern einfach mit ihr fließen. An manchen Stellen muss ich schneller den oberen Teil der Welle entlangflitzen, um der brechenden Lippe zu entfliehen, an anderen muss in einem sanften Bogen zurück zum Peak fahren, damit ihre Kraft mich wieder anschieben kann. Alles ist in Bewegung aber die Zeit steht still. Das ist der Rhythmus des Glücks.

Hannah surft in Chicama, Peru

(Eine ähnliche Welle an einem folgenden Tag, um euch die Schönheit zu vermitteln… :))

Obwohl ich fast neben mir stehe vor Freude, nehme ich wahr, wie weit ich schon gesurft bin. Ich wage es kaum, den Gedanken zu greifen, aber ich bin beinahe am anderen Ende der Bucht. Schemenhaft entdecke ich Adri draußen beim zurücklaufen, er ist stehengeblieben und jubelt mir zu. Da sehe ich, wie sich die Welle neben mir steil aufstellt und die Lippe so dünn wird, dass die Sonne hindurchscheint. 

Im letzten Moment schieße ich über den Kamm aus der Welle und in dem Augenblick entfährt mir ein lauter Schrei. Mit ihm weicht aller Druck, alle Angst, alle Anspannung der letzten Tage, Wochen und Monate aus meiner Lunge. Und damit aus jeder Zelle meines Körpers. Ich grinse wie dumm, falle ins Wasser und angle mein Board. Glücksgefühle, Adrenalien, und unendliche Erleichterung durchströmen mich. Von der nächsten Welle lasse ich mich an den Strand tragen, wo ich zitternd und weinend vor Freude und Erlösung in den Sand stolpere.

Stoked in Chicama, Peru

Alles ist gut

Adri kommt und lacht – nachdem er sichergestellt hat, dass es mir gut geht und die Tränen nichts schlimmes verheißen. Wir machen noch eine Runde, und noch eine, es ist alles egal. Aufhören oder weitersurfen, Kraft oder keine Kraft, gute Wellen bekommen oder nicht, es spielt keine Rolle. Es ist, als hätte ich eine riesige Mission erfüllt, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie erfüllen muss. Ich habe alles losgelassen und alles bekommen. Und seitdem nie wieder verloren.

Wir surfen noch viele, viele lange Wellen nach dieser. Wir beide. Alles ist so leicht und unbeschwert, Es gibt keinen Druck mehr und keine hohen Ansprüche. Nur noch gesunde, die dafür sorgen, dass wir besser und besser werden und jede Surfsession ein Geschenk ist.

Fast eine Barrel in Chicama, Peru

Nach Weihnachten in Lima und spontaner Rückkehr nach Chicama reisen wir noch ein bisschen durch die Berge. Erleben die schlimmste Busfahrt aller Zeiten, wandern auf 4600 Meter zu einer abgelegenen Lagune, steigen 1000 Höhenmeter Treppen zum Machu Picchu und verlieben uns in die Altstadt von Cusco. Und dann sind wir wieder am Meer. Noch etwas Salzwasser tanken, denn unsere Zeit in Peru neigt sich dem Ende zu.

Zwei Wochen wohnen wir in San Bartolo. Zwei Wochen voller Surfen, Yoga, Entspannen, Kochen, Zeit mit Toño und Carola, Netflix und Schlafen. Mit Toño surfen wir wundervolle große Wellen an einem abgelegenen Strand während fünf Delfine um uns herum planschen. Wir sind außer uns vor Glück! Der perfekte Abschluss für diese intensive Zeit. Jeden Abend gucken wir zu, wie die Sonne im Meer versinkt, spielen mit Cerbero, Toños Hund und quatschen mit den Leuten aus dem Ort, die sich jeden Abend dort versammeln und die uns mittlerweile alle kennen. Wir könnten nicht glücklicher sein.

Dieser Ort, dieses Gefühl. Es ist ein Stück zuhause geworden.

Warst du auch schon einmal in Peru? Oder in einem ganz anderen Land, wo du ähnliche Erfahrungen gemacht hast? Dann erzähl mir super gerne davon in den Kommentaren! Ich freue mich, von dir zu lesen!

Laguna 69 in Peru

Machu Picchu im Morgendunst, Peru

Aussicht auf Altstadt von Cusco, Peru


Unsere Peru-Videos auf You Tube

Auch hier haben wir (einige) unsere(r) Erlebnisse mit Bild und Ton festgehalten – wir freuen uns, wenn du uns vorbeischaust! 🙂


 

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