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Was wir während der Fernbeziehung auf Weltreise gelernt haben

Eine Zeit lang um eine wichtige Person ärmer – danach um so viele Erfahrungen und Erkenntnisse reicher.

So fasse ich jetzt im Nachhinein mal unsere Zeit der Fernbeziehung auf Weltreise zusammen – auch wenn es das natürlich lange nicht umfassend beschreibt. Es steckte mehr drin, als dieser weise Spruch, viele Ängste, Einsamkeit, Unwissenheit und Ablehnung, aber auch viel Liebe, Erweiterung des Horizontes, Hoffnung und Vertrauen. Von den Unmengen von Wassermelone, den Kürbissen und Dreckkrusten, unzähligen Hörbüchern und stundenlangen Autofahrten mal abgesehen. Aber darum geht es heute nicht – heute geht es darum, was wir während dieser Zeit gelernt haben!

Von Anfang an wussten wir: wir werden an dieser Zeit wachsen. Wir wussten nicht, inwiefern, aber wir haben uns darauf verlassen und der Glaube an das Geschenk in der Situation war stärker als die Traurigkeit, sich für diese Wochen trennen zu müssen.

Am Mittwoch ist diese Zeit endlich vorbei! Da dachte ich mir, das ist eine gute Zeit, sich mal in Ruhe darauf zu besinnen, was wir eigentlich aus dieser Zeit gelernt haben. Und da ich bis jetzt eh schon die ganze Geschichte mit euch geteilt habe, wollte ich das auch it diesen Erkenntnissen tun. Schön, dass du diese Reise mit uns gehst! 🙂

1. Jede Minute zusammen ist kostbar.

Das ist die erste und wohl eindrücklichste Lektion! Wenn man so viel Zeit zusammen verbringt, wird es irgendwann selbstverständlich, dass der andere da ist. Natürlich genießt man es trotzdem, und es ist superschön!

Aber was für ein kostbares Geschenk es ist, jede Minute des Tages mit einer Person zu verbringen, die man liebt und von der man geliebt wird und alle Erlebnisse zu teilen, dass lernt man noch einmal ganz anders zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat. Wie immer mit solchen Dingen… 😀

2. Sich mit sich selbst zu beschäftigen

Man wird auf einer gemeinsamen Weltreise wahrscheinlich nicht immer 100%ig genau das tun, was man möchte. Es geht schließlich um die Wünsche zweier Personen, und man wird immer Kompromisse machen. Abgesehen davon hat man immer jemanden zum Reden oder um Dinge zu unternehmen.

Das fällt auf einmal weg. Und an Bedeutung gewinnt auf einmal eine Fähigkeit, die der Traum aller Eltern oder Babysitter ist: die Fähigkeit, sich mit sich selbst beschäftigen zu können (wie herrlich ist es, wenn Kinder einfach in Ruhe spielen). Manchmal ist das nämlich gar nicht so leicht – besonders am Anfang, wenn man noch daran gewöhnt ist, immer Gesellschaft zu haben. Aber mit der Zeit kommt das, man achtet mehr darauf, was man tun möchte und tut das. Alleine. Einfach nur für sich.

Adri kann auf einmal schlafen, wann er will, beginnt wieder Sport zu machen, kocht oder hört Hörbücher. Und okay, langweilt sich auch viel alleine auf der Farm, aber er lernt, die Langeweile einfach zu akzeptieren. Ich lese wieder mehr, mache Yoga, Sport und gehe ans Meer, schreibe Blogposts und lerne über Fotografie und Bildbearbeitung. Nur so als Beispiel 🙂

3. Die eigenen Bedürfnisse zu kennen

Wie schon zuvor erwähnt, geht man auf gemeinsamen Reisen oft Kompromisse ein, um Dinge zu machen, die beiden Spaß machen. Vielleicht lernt man so gar nicht hundertprozentig, was man selbst genau will. Weil man sich ohnehin immer auf eine andere Person einstellt. Wenn man dann aber plötzlich alleine ist, geht es auf einmal nur noch um einen selbst.

Man merkt vielleicht, dass man gerne später frühstückt oder es einem unglaublich gut tut, den Tag mit einer Runde Yoga zu beginnen. Man isst genau das, was man möchte und worauf man gerade Lust hat. Man geht schlafen und steht auf, wann man sich danach fühlt. Man gestaltet seinen Tag ganz nach den eigenen Bedürfnissen, lernt vielleicht neue Dinge kennen, die einen erfüllen und einem gut tun und kann dieses Wissen am Ende auch wieder mit in das gemeinsame Leben nehmen.

4. Alleine sein

Wenn eine Person aus dem Leben verschwindet, die darin zuvor einen sehr großen Platz eingenommen hat, hinterlässt das ziemlich sicher erst einmal eine Leere.

Aber wenn man diese Leere füllt – mit Dingen, die einem gut tun, mit Beschäftigungen, die einem Spaß machen oder einen erfüllen – dann lernt man etwas sehr wichtiges und hilfreiches: alleine zu sein, alleine klarzukommen, sich alleine zu beschäftigen oder einfach nur zu sein. Eigentlich eine Zusammenfassung aller vorheriger Punkte.

Ja, es war ziemlich schwer am Anfang. Auf einmal ganz alleine am anderen Ende der Welt zu sitzen, ist nicht schön. Oder, nicht nur schön. Wenn man sich dann einmal etwas daran gewöhnt, kann es sehr schön sein!

Etwas Zeit nur mit mir selbst zu verbringen tut mir ab und zu einfach unheimlich gut! Es ist erfrischend, beruhigend und hilft, immer wieder zu sich zurück zu kommen. Wenn es zum Beispiel mal sehr viel mit der Arbeit ist oder man nur noch aufeinander hockt. Es hilft eben auch, all diese Dinge zu lernen: was die eigenen Bedürfnisse sind, was man will, was man braucht…

Nur wenn man sich und seine Bedürfnisse wirklich kennt, kann man sich selbst erfüllt und glücklich machen und diese Dinge dann auch mit in die Beziehung nehmen. Das kann nämlich kein anderer Mensch für dich übernehmen! 🙂

Auch wenn viel zu viele ihr Glück von anderen Personen abhängig machen: nur du selbst kannst das wirklich. Und das lernst du, wenn du viel Zeit mit dir selbst verbringst!

5. Sich aufeinander freuen

Tja, dass man sich nur vermissen kann, wenn man nicht beieinander ist ist klar, oder? Ebenso wenig kann man sich aufeinander freuen, wenn man ständig zusammen ist! Die Vorfreude aufeinander, wenn wir wussten, dass wir uns bald sehen, war einfach so schön! Und es war schön, dieses neue Gefühl mal richtig kennenzulernen, das wir zuvor auf der Weltreise ja nicht kannten.

Man kann zwar sagen, ist es doch viel schöner, gleich ganz zusammen zu sein, da kann man auf das bisschen Vorfreude auch verzichten. Klar, haha. Wir sind trotzdem froh, das kennengelernt zu haben, dieses andere schöne Gefühl. Sind dann aber auch glücklich, wenn wir endlich wieder 24/7 aufeinander hocken! 😀

6. Das Beste aus jeder Situation zu machen

Das ist auch etwas, das ich schon so oft erwähnt habe, was wir wirklich schon auf der ganzen Reise gelernt haben und in dem wir immer besser werden: das Beste aus jeder Situation zu machen, das Geschenk in jeder Situation finden. Diese Lektion gehört insgesamt zu den Weltreiselektionen, aber dies war unsere Härteprüfung. Und ich würde sagen, wir haben sie bestanden!

Wir haben das Gute nie aus den Augen verloren, auch wenn es manchmal hart war. Haben weitergemacht, auch wenn wir heulend am Telefon hingen (naja, ich zumindest), weil es wichtig für uns war. Für das Geld, die Reise und die Persönlichkeitsentwicklung. Haben uns immer auf die Tage gefreut, an denen wir uns sehen konnten und das Beste aus denen rausgeholt, wo wir alleine waren. Und nie die Hoffnung und das Vertrauen aufgegeben – auf uns, auf Gott, das Leben. Was auch immer. Auf die Liebe.

7. Liebe ist unser wichtigstes Gut

Die Liebe. Ja, sie hat uns geholfen, all das durchzustehen. Weil wir wussten, wir lieben uns. Weil wir nicht beisammen waren, aber wir wussten, wir sind trotzdem nicht alleine. Weil wir geliebt sind. Nicht nur von uns, auch von unseren Eltern, Familien, Freunden.

Liebe stärkt, baut auf, gibt Kraft. Lässt einen durchhalten, sich freuen und vertrauen. Sie macht das Leben lebenswert, gibt allem einen Sinn. Selbst würde ich alle Länder der Welt bereisen, jede Sehenswürdigkeit sehen, jeden Berg besteigen und jede Welle surfen, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. 😉

Wir sind so dankbar für uns und all die Liebe in unserem Leben, die uns immer begleitet, die schönen Momente schöner macht und uns durch die schwierigen hilft (besonders auch meine Eltern). ❤

8. Gestreifte Wassermelonen haben Kerne

Und dann haben wir natürlich noch so viele praktische Dinge gelernt in der Zeit. Darüber, wie Melonen wachsen, wie die Arbeit auf einer Farm aussieht, wie man ein Konto für jemanden eröffnet, der nicht zur Bank gehen kann (weil es in seinem Kaff einfach keine gibt), worauf man beim Kauf eines Surfbrettes achten muss, wie man ein Auto in ein Zuhause verwandelt und wie man das Öl eines Autos wechselt.

Und so vieles mehr.

Am Mittwoch. Geht es los. Endlich! Ahhhh Vorfreude!! 😀

Übrigens weiß ich noch nicht, ob ich das mit den Tagen hier in der Zeit beibehalten kann. Wir werden den Großteil der Zeit vermutlich nicht mal Internet haben. Also schau gerne Mittwochs und Sonntags hier und auf unserem YouTube-Channel vorbei, versprechen kann ich aber nichts! 🙂

Alles Liebe und Gute für die kommende Woche,


Der Farmwork Vlog auf YouTube

2 Comments

  • Marut
    31. Juli 2019 at 15:41

    Eigentlich bin ich nicht so der Typ, der bei Blogs irgendwelche Kommentare hinterlässt, aber diese Zeilen schenken mir irgendwie sehr viel Kraft.
    Meine Freundin ging vor einer Woche los, auf ihre Weltreise. Sie hatte das schon geplant, bevor wir uns kennengelernt haben und ich wusste es von Anfang an. Ebenfalls wussten wir auch, dass wir es auf jeden Fall probieren und es auf uns zukommen lassen. Ich habe das Gefühl, die ersten Tage/Wochen sind die schwierigsten. Aber mal schauen, das Abenteuer hat erst begonnen. Zum Glück kann ich sie im September besuchen.
    Durch euren Blog bekomme ich immer mehr Lust einfach alles stehen und liegen zu lassen. Ihr einfach hinterher zu reisen und gemeinsam auf Weltreise zu gehen. Aber gleichzeitig denke ich auch, es ist ihre Weltreise und wir werden daran wachsen.
    Ich werde euren Blog weiter durchstöbern und wer weiß. Evtl. bist du ja noch ein wenig aktiv.
    Danke für deine Zeilen und liebe Grüsse aus der Schweiz.
    Marut

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    • Hannah
      4. August 2019 at 21:28

      Lieber Marut, wie schön, Danke dir von Herzen auch für deine Zeilen! Es ist eine Sache, seine Gefühle und Gedanken zu teilen, aber noch viel schöner, wenn man mitbekommt, dass sie wirklich jemanden erreichen und berühren. Es ist toll, dass ihr das wagt. Ich bin auch der Meinung, dass eine Beziehung durch eine Reise nur gewinnen kann. Egal, ob man es zusammen macht oder eine Weile getrennt ist – wenn man es aushält, geht man gestärkt daraus hervor, wenn nicht, hätte es früher oder später eh nicht mehr geklappt. So weiß man direkt, woran man ist. Ist natürlich bestimmt trotzdem schwer, aber ich wünsche euch alles Gute!
      Auch die Idee, zusammen zu reisen, finde ich nicht schlecht – so lange es das ist, was ihr wirklich beide wollt. Der Kern des Reisen ist für uns irgendwie wirklich Spontaneität zu lernen, und einfach mit dem Fluss der Dinge zu gehen. Sich offen zu machen, für das, was der Weg bringt. Und damit wünsche ich euch ganz viel Erfolg.
      Liebe Grüße, Hannah

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