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Endlich frei – was das Abitur wirklich für mich bedeutet

Es ist also seit einigen Wochen offiziell: Ich habe mein Abi in der Tasche und muss nie wieder in die Schule gehen. Was so ziemlich traumhaft klingt, hat einigen von den Menschen um mich herum immer wieder Angst gemacht. Schließlich endet ein bedeutender Lebensabschnitt einfach und alles, was man zur Gewohnheit zählt. Wir müssen uns jetzt selbst Gedanken machen, was wir mit unserem Leben anfangen wollen, wie wir jeden einzelnen Tag verbringen, wie wir unser Leben gestalten. Und genau deshalb habe ich mich mit jeder einzelnen Faser schon seit Monaten auf diese Zeit gefreut!

Blondes Mädchen im weißen Kleid in einem Sonneblumenfeld

Was kommt jetzt?

Blöde Frage. Weltreise natürlich. Natürlich. Hahaaa, dass ich das mal sagen kann! 😀 Aber ich meine eigentlich wirklich diese Frage – und was sie bei mir ausgelöst hat.

Als wir uns die Frage gestellt haben: Around the World-Ticket oder One-Way-Ticket und dann mal schauen?, ist mir etwas klar geworden: Mein ganzes Leben war bis jetzt eigentlich komplett durchgeplant und vorhersehbar. Jeder einzelne Tag. Seit ich geboren bin eigentlich.

Es war klar: dieses Mädchen wird mal in den Kindergarten gehen, in die Schule kommen, dann auf die weiterführende Schule und vielleicht irgendwann mal Abitur machen. Jeder Tag war entweder mit Schulleben gefüllt oder mit dem, was dazwischen liegt: Wochenende, Ferien, Feiertage. Ausschlafen, Urlaub, ja, aber es war trotzdem nur „das, was dazwischen lag“. Zwischen dem Alltag, dem Geplanten, dem ‚Job‘ als Schülerin eben. Ich habe das auch nie hinterfragt, es hat mich nie wirklich gestört, es war einfach so klar. Bis sich das Ende genährt hat und damit die Frage, was danach eigentlich kommt.

In der neunten oder zehnten Klasse kommt einem die Zeit nach der Schule so unwirklich vor. So wie die Zeit, in der die Eltern noch nicht zusammen oder die eigenen Eltern waren, wo sie selbst Kinder oder Jugendliche waren. Diese Zeit existiert einfach nicht wirklich! 😀

Aber so langsam kamen die Fragen und unzählige „Abitur – was dann?“-Veranstaltungen und diese Zeit wurde realer. Und es entstanden die ersten Träume. Dann die ersten Pläne. Und auf einmal schien die Zeit danach wie das Paradies. Und genau das ist sie auch: Ich kann jeden Tag gestalten wie ich möchte, es gibt niemanden mehr, der mir sagt, wann ich aufstehen muss, wann ich wo zu sein habe, was ich wie zu lernen habe, egal, ob es mich interessiert oder nicht.

Auch wenn mich all das irgendwo genervt hat, habe ich die Schule immer (zu?) ernst genommen. Ich bin von Natur aus ein sehr ehrgeiziger und teilweise auch perfektionistischer Typ (Leider vielleicht. Kann manchmal nützlich sein, einem aber auch schnell zum Verhängnis werden).

Und jetzt, wo all das vorbei ist, habe ich einfach Zeit, die mir gehört.

Mir ganz allein.

Ich kann sie einteilen, bestimmen, wie ich sie verbringe, wo hinein ich meine Energie stecke, lernen, was ich will, wann ich will und was mich interessiert. Ich bin wirklich frei, auf eine Weise, wie ich es noch nie in meinem Leben gewesen bin.

Was bedeutet Freiheit?

Ich bin frei. Drei wunderschöne Worte, leicht gesagt, aber irgendwie dann doch nicht so ganz leicht begriffen. 😀

Ich war ein bisschen berauscht von dem Gefühl, die komplette Macht über mein Leben zu haben und ganz alleine in der Hand zu haben, was ich tue und was ich nicht tue. Während der Schule habe ich zum Beispiel das Arbeiten als stressig empfunden. Und ich hatte am Anfang des Sommers genug Geld für meine Weltreise – ich musste also nicht mehr arbeiten. Also habe ich meinen Mut zusammengefasst und meinen Job im Café gekündigt. Ich fand den Gedanken, den ganzen Sommer einfach frei zu haben, so unvorstellbar und berauschend. Ich habe mich unglaublich frei gefühlt. Ich hatte einfach so gekündigt, ich konnte es mir leisten. Ich habe meine Freizeit selbst in die Hand genommen.

Und nicht einmal drei Wochen später habe ich ein paar wehmütige Tränchen verdrückt, bin zurück gegangen und habe gefragt, ob ich nicht doch noch bis zu meiner Abreise arbeiten kann. Ich habe gemerkt, dass die Arbeit im Café und die Mädels mir tatsächlich fehlten.

Und dabei etwas sehr wichtiges realisiert:

Arbeit ist nicht nur Geld verdienen.

Es war hier nur ein kleiner Nebenjob, aber er hat dennoch eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Neben der Schule habe ich es als nervig und stressig empfunden, aber letztendlich war es die Schule selbst, die mich gestresst hat. Und das arbeiten kam da eben noch oben drauf. Aber ich habe für mich gemerkt, dass ich die Menschen dort viel zu sehr ins Herz geschlossen hatte, um einfach sang- und klanglos zu verschwinden. Ich wollte weiterhin Teil dieser Familie bleiben. Ich wollte diesen so vertrauten Ort doch noch nicht einfach so loslassen.

Zuerst dachte ich, ich hätte mir selbst eine Schein-Freiheit vorgegaukelt. Etwas, das nur in meiner Vorstellung so toll war, aber nicht realitätstauglich. Doch dann wurde mir klar: Ich war wirklich frei. Ich hatte aus freien Stücken entschieden, meinen Job zu kündigen um mehr Zeit für mich zu haben. Und dann habe ich mich aus freien Stücken dazu entschieden, diesen Job doch wieder als Teil meines Lebens zu behalten. Ich habe genau das getan, was ich wollte und was mir gut tat. Ich habe ganz frei gehandelt – obwohl ich zu Beginn sicher nicht gedacht hätte, dass es am Ende so aussehen würde!

Ein anderes Thema für mich war der Sport. Ich habe immer regelmäßig Sport getrieben, ich hatte immer irgendwelche Ziele: der nächste Cooper-Test oder einen Halbmarathon zu laufen und zu guter Letzt eben das Sportabitur. Und ja, ich habe mich verrückt gemacht und mich selbst unter Druck gesetzt. Wenn du ein Sportabi anstehen hast, dann trainierst du eben mehrmals die Wochen, egal, ob du Lust hast, oder nicht.

Und dann war alles vorbei: Und kein Mensch hat sich mehr für meine Leistungen interessiert. Ich glaube, das war die größte Erleichterung, die das Abi mit sich gebracht hat, und eine der größten Lektionen in meiner Schulzeit dazu: Ich hasse Wettkampfsituationen, ich hasse es, eine bestimmte Leistung unter Druck abliefern zu müssen, nur weil sich irgendjemand, der mich gar nicht kennt, ausgedacht hat, dass das die Leistung ist, die erbracht werden sollte (für ein sehr gut, okay. Ich erwähnte dieses Ehrgeiz-Problem bereits -.-. Aber trotzdem). Und dennoch habe ich es jedes Mal durchgezogen, bin letztendlich über mein Ziel hinausgeschossen und kann mich endlich zurück in den Sessel sinken lassen.

Freiheit in allen Facetten

Ich kann Sport machen, wann ich will, was ich will, wie ich will. Irgendwie ein Traum für mich gerade. Denn ich liebe Sport, aber nicht unter Druck. Ich habe mich immer als Läuferin gesehen, aber nach dem Sportabi habe ich erst einmal zwei Monate Pause genommen. Ich habe mich einfach nicht danach gefühlt. Ich war viel wandern mit meinem Papa, habe lange Ausritte mit meiner geliebten Gracie unternommen, Yoga oder Gymnastik gemacht oder war tanzen. Worauf ich eben Lust hatte. Toll, diese Freiheit.

Ich bin glücklich. Und ich mache mich selbst dafür verantwortlich. Ich freue mich auf jeden Tag, der kommt. Nichts ist stetig, außer der Veränderung. Und das ständige lernen. Jetzt, wo die Schule zu Ende ist, erst recht. Denn jetzt habe ich endlich Zeit dazu. Denn (surprise, surprise :D): Ich bin frei!

Hannah am Strand, überglücklich.

Der erste Tag vom Rest meines Lebens

Ein wahnsinnig schnulziger Spruch, aber irgendwie doch schön und wahr. Meine beste Freundin und ich haben uns das gesagt, als wir beim Abiball alle verschlungen ein letztes Mal auf der Bühne standen, das Gruppenfoto gemacht wurde, alle uns applaudierten und, als hätte das nicht schon gereicht, Ein Hoch auf Uns lief: Heute beginnt der Rest unseres Lebens. Und seitdem jeden Tag. Und ich bin so voller Vorfreude.

In meinem Alter passiert es echt ständig, dass (besonders alte) Leute zu einem sagen: Ach die Schulzeit, da war doch die schönste Zeit im Leben! Warum sagen die das? Wenn ich jetzt schon weiß, dass die Schulzeit (die ja gerade geendet hat!) die schönste Zeit meines Lebens war – mit welcher Motivation sollte ich dann bitte in den Rest meines Lebens gehen?

Sorry, meine Zeit ist jetzt schon schöner. 😀 Tut mir leid für euch. Ich denke, jeder Tag, jede Zeit hat die Chance verdient, zur schönsten des Lebens zu werden. Schon wieder so ein schnulziger Spruch, aber es ist doch wahr. Nutze den Tag, blabla, oder? Oh mir fällt noch ein Spruch ein, den ich gerade erst irgendwo gelesen habe (ich packe ihn in ein Bild, dann ist er noch eindrucksvoller. Du kannst ihn dir runterladen und über Bett hängen, wenn du magst :D):

Hach, wundervoll. Und mein neues Lebensmotto, entscheide ich gerade. Wir sehen uns auf der Sonnenseite. In diesem Sinne: Ciao & Carpe Diem!

Alles Liebe, deine Hannah

2 Comments

  • Felix
    30. September 2018 at 15:27

    Nach dem Abi habe ich erst einmal eine Weltreise gemacht. Das war ne sehr lohnenswerte Zeit für mich.

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    • Hannah
      17. Oktober 2018 at 7:15

      Genau wie wir hihi 🙂 Jaa total! Das ist es wirklich!

      Reply

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