Nach langem Anstehen an der Gepäckabgabe und tränenreichem Abschied von der Familie sitzen wir im Gate und warten auf unseren ersten Flug. Der erste Schritt in Richtung unseres großen Traumes, unseres großen Abenteuers! Auf einmal ertönt der langgezogene Ton einer Mundharmonika, kurz darauf ein Summen. Es wird lauter und erstaunt schauen wir uns um. Immer mehr verdichtet sich der Gesang, immer mehr Menschen scheinen mitzumachen, und wir erkennen die Melodie. Die Chorgruppe aus Köln, die mit uns fliegt, gibt einen kleinen Flashmob! Menschen in allen Ecken stehen auf und schmettern uns mit voller Leidenschaft „An Tagen wie diesen“ entgegen. Wow, was für ein Start. Was für ein Tag. Tag 1, oder besser Tag 0 unserer Weltreise, denn so richtig losgereist sind wir ja noch gar nicht.
Vier Stunden Umsteigezeit in Köln.
Wie wir uns fühlen? Wir können es immer noch nicht ganz realisieren. Aber wenn dann doch eine Ahnung davon durchkommt, was wir hier gerade dabei sind zu tun, dann werden wir ganz hibbelig und freudig aufgeregt! Wir reisen in die Welt. Mit offenem Ende. Jeder Tag, jede Stunde, jede Minute gehört ganz uns und wir können sie genau so gestalten, wie wir das wollen. Der Hammer, oder!? 😀
Was wir heute schon erlebt haben? Herzzerreißende Abschiede von unseren Eltern und meinem Bruder, einen Flug mit einem Kölner Chor, der Mal eben „An Tagen wie diesen“ am Gate geschmettert hat, wunderschöne Wattebäuschen von oben und eine aufregende Tour durch die Gänge des Kölner Flughafens, auf der Suche nach dem Ausgang und was zu Essen. Mit einem anderen Reisepaar, das wir dabei zufällig kennengelernt haben. Ist okay für grade mal knapp vier Stunden auf Reisen, oder?
Der Flug nach Bangkok geht ewig, das Essen ist schlecht, der Platz begrenzt, aber so ist das eben. Raus aus dem Flugzeug und durch einen Spalt im Gang-Saugarm, der uns sicher vom Flugzeugbauch in den klimatisierten Flughafen bringt, lässt sich kurz die drückende Schwüle erahnen, die da draußen herrschen muss. Aber zuerst einmal bei der Immigration anstellen.
Angekommen – Bangkok hat uns im Schwitzkasten
Eine Dreiviertelstunde später ist der ersehnte Stempel im Pass, Geld für die nächsten Tage abgehoben und unverschämte Gebühren dafür gezahlt. Aber so ist das eben in einer neuen Welt, auf einem fremden Kontinent in einem fremden Land. Wir wollen nur noch eins: einfach in die Unterkunft. Stellt sich nur die Frage: wie?
Taxi kommt nicht in Frage, zu einfach, zu teuer. Selbst wenn es hier im Vergleich zu Deutschland noch lächerlich billig ist. Also landen wir schließlich in einem klapprigen Bus, der uns mit etwa 20 anderen jungen Backpackern und ein paar einzelnen Asiaten etwa eine Stunde über die vollgestopften Freeways der Megacity in das Herz der Stadt schippert. Dabei kommt der erste Kulturschock, als der Bus eiskalt rechts überholt wird. Nein, Moment – hier ist ja Linksverkehr.
Die nächsten ersten Eindrücke: sauhässlich. Nichts als Beton, grau und dreckig, laut und groß, heruntergekommen und lieblos. Dann: Pinke, grüne und gelbe Taxis. Auch welche mit gemischten Farben, lustig. Stromversorgung: tausende von Kabeln um einen Mast und die Hauswände gewickelt, teilweise hängen lose Kabelenden herunter, spannend. Wie lange die hier wohl Strom haben, wenn es mal richtig gewittert? Wir werden aus unseren müden Gedanken gerissen, „Khao San!“ schreit der Busfahrer und wir werden mitten ins Getümmel, natürlich ohne Haltestelle, mitten auf die Straße im Zentrum von Bangkok ausgespuckt.
Gestrandet.
Da stehen wir auf einmal im Gewusel, orientierungslos, gestrandet in einer uns noch so fremden Welt, übermüdet und augenblicklich schweißüberströmt, denn die Luftfeuchtigkeit beträgt hier mindestens 5830574738 Prozent. Bei 27 Grad. Natürlich haben wir auch vergessen, uns die Karte herunterzuladen, also stehen wir da, ohne Netz, ohne Plan, während all die anderen Backpacker scheinbar zielstrebig in alle Richtungen verschwinden.
Immerhin kennen wir die Adresse, aber die aufdringlichen Tuktukfahrer danach zu fragen, wagen wir nicht. Sonst werden wir noch über einen „ganz schnellen Weg“ über Moskau und Peking zum Hostel gebracht, das vielleicht zwei Blocks entfernt liegt. „Special price for ju my frient!“ Über fragen und hilflos schauen gelangen wir schließlich doch zur Unterkunft, dem Penpark Place. Diese liegt zum Glück sehr ruhig, aber nur zehn Minuten von der Khao San Road entfernt, in der Nähe des Flusses. Auch wenn das Zimmer sehr spartanisch ist, die Dachterasse ist cool und die Umgebung nett. Etwas heruntergekommen aber sehr hübsch, man trifft viele Einheimische und kaum Touristen.
Wir schlendern noch eine Weile durch die Gassen. In Deutschland ist es gerade mal acht Uhr morgens, aber hier bereits Mittag und wir brauchen was zu essen. Komischerweise sind auf der berühmt-berüchtigten Khao San Road kaum Garküchen zu finden, vielleicht liegt das am Regen. Nach langem hin- und hergeschlendere, einer Tüte voll Mango, die kaum nach etwas geschmeckt hat (wie enttäuschend), landen wir bei einer Garküche in der Nebenstraße der Khao San Road, der Rambuttri Alley, und unserem ersten Pad Thai. Lecker! Preis für uns beide: 2,04€. Diese Straße ist tausendmal schöner und grüner und die Auswahl an Essen reichhaltiger. Aber Adri hat Sorge, dass sein Verdauungssystem nicht so begeistert von dem Essen ist wie er. 😉 Und so machen wir uns nach dem Essen wieder auf zur Unterkunft.
Während der Regen wieder draußen herunterprasselt, sitzen wir mit Blick über die Dächer auf der Terrasse unseres Hostels, schmieden Pläne für die nächsten Tage und warten auf die Dunkelheit, um unserer Müdigkeit endlich nachgeben zu können.
Morgen werden wir uns wohl an Bangkoks berühmte Tempel machen. Aber so bald wie möglich zieht es uns wieder raus ins Grüne – wir wissen schon wohin, aber wir wollen es ja etwas spannend machen, nicht wahr?
Gute Nacht von mir, Adrian und den Moskitos, die wir leider komplett vergessen hatten…
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